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Mit Rafroball Barrieren überwinden

Rafroball ist eine neue Schweizer Sportart mit grossem Inklusionspotential. Obwohl sich die meisten Spielerinnen und Spieler im Rollstuhl fortbewegen, ist das Spiel nicht als Behindertensport klassifiziert. Das entspricht dem Wunsch von Behinderten und Nicht-Behinderten. Alle verfolgen das gleiche Ziel: sich bewegen, Siege feiern und vor allem Spass haben.

In der Welt des Sports scheint es auf den ersten Blick utopisch, dass Menschen mit körperlichen, mentalen oder sensorischen Einschränkungen und ohne Berücksichtigung von Alter oder Geschlecht gemeinsam mit Menschen ohne Einschränkungen Sport treiben. Doch genau darum geht es im Rafroball, einer Sportart, die in den 1990er Jahren von einer Gruppe von Freunden im Wallis erfunden wurde.

Rafroball ist eine Mischung aus Fussball, Basketball und Handball und wird mit einem Schaumstoffball von 16 cm Durchmesser gespielt. Ziel ist es, wie im Handball, Pässe zu spielen und ins gegnerische Tor zu treffen.

Lionel Frossard ist einer der drei Erfinder des Spiels. Das fro in Rafroball leitet sich von seinem Nachnamen ab. Er erklärt:

“Wir wollten im Grunde eine Sportart schaffen, um unsere Freunde ohne Behinderung zu integrieren. Einzige Bedingung ist, dass alle einen Rollstuhl benutzen und so auf gleicher Höhe sind.”

Ausgehend von dieser ersten Voraussetzung, haben Lionel Frossard und seine Mitstreiter weitere Regeln entwickelt. So können Spielerinnen/Spieler mit Behinderung Vorteilsansprüche erhalten. Jemand, der Schwierigkeiten hat, einen Pass zu fangen, bekommt den Vorteilsanspruch «Ballannahme» und erhält den Ball zurück, selbst wenn die Annahme nicht perfekt war.

Diese Möglichkeit von Vorteilsansprüchen erlaubt beim Rafroball die Inklusion aller Arten von Behinderungen in das Spiel. Auch Menschen mit Mehrfachbehinderung können mitspielen. Sie werden durch eine Person ohne Behinderung unterstützt, die beispielweise die Rolle des Motors übernimmt und den Rollstuhl schiebt. Die Hilfsperson ist allerdings nicht auf diese Aufgabe beschränkt, sondern darf gemäss den Regeln auch Bälle abfangen.

«Für einmal passen sich die Nicht-Behinderten den Behinderten an und nicht umgekehrt. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mit Rafroball begonnen habe», sagt Marina, eine junge Spielerin des Teams aus Payerne. Beim Rafroball geht die Inklusion von Menschen mit Behinderung weit über die blosse Akzeptanz hinaus. Stattdessen wird versucht, ein Gleichgewicht zwischen den Unterschieden aller Teilnehmer zu schaffen. Ganz im Einklang mit dem ersten Punkt der Ethik-Charta des Schweizer Sports, der dazu auffordert, alle Personen gleich zu behandeln.

Während des Spiels konzentrieren sich die Spielerinnen und Spieler auf die Aktionen und die Strategie. Die Unterschiede treten in den Hintergrund. «Die Teammitglieder wissen nicht viel über die Krankheitsbilder der anderen. Plötzlich erhebt sich jemand aus dem Rollstuhl, und es wird klar, dass diese Person keine Behinderung hat», erzählt Gertruud, Coach und technische Verantwortliche.

Rafroball nimmt so eine Vorbildrolle ein, der sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft wegen seinem intrinsischen Engagement für die Inklusion gefolgt werden könnte. «Rafroball ist die ultimative Sportart.  Sie hat alles, was man sich von einer sportlichen Disziplin wünscht», sagt Denis, der Leiter und Materialwart des Teams aus Payerne.