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Spitzensport und berufliches Umfeld im Einklang
Die hohen Anforderungen im Alltag einer angehenden Spitzensportlerin zu bewältigen, ist keine leichte Aufgabe. Zusätzlich zum täglichen Training wird von Talenten wie der Kanu-Fahrerin Johanna Köcher auch im Lehrbetrieb so Einiges erwartet.
Das zweite Prinzip der Ethik-Charta von Swiss Olympic stellt hohe Erwartungen an eine erfolgreiche Karriereplanung im Leistungssport. So sollen Sport, berufliches und soziales Umfeld im Einklang sein. Dabei darf für die Erreichung der sportlichen Ziele weder die Leistungen im Beruf noch in der Ausbildung beeinträchtigt werden. Durch eine optimale Koordination der Arbeits- und Trainingszeiten wird angestrebt, den jungen Menschen genügend Zeit für Familie und Freunde zu bieten.
Der Einstieg ins Berufsleben ist für viele Schulabgänger eine grosse Umstellung, umso mehr, wenn man ein zeitintensives Hobby betreibt. Im Falle der 17-jährigen Kajak-Athletin Johanna Köcher kommt noch hinzu, dass die Zürcherin eine Ausbildung in einem Bereich bewältigt, den die wenigsten Leistungssportlerinnen und -Sportler als Startpunkt für ihre berufliche Laufbahn wählen.
Seit August 2018 absolviert Johanna eine Lehre als medizinische Praxisassistentin im Universitätsspital Zürich. Dies nicht etwa, wie bei vielen mit Spitzensportlern vertrauten KV-Betrieben, in vier, sondern in drei Jahren. Damit weder Ausbildung noch die sportlichen Leistungen von Johanna unter dem strengen Pensum von täglichem Training leiden, ist eine gute Koordination zwischen den verschiedenen Beteiligten notwendig. Die Nachwuchshoffnung aus Wetzikon beginnt in der Regel um 7.30 Uhr ihre Arbeit, damit sie zwischen 16.00 und 16.30 Uhr Feierabend machen kann, um gleich im Anschluss das Training im Kajak oder im Kraftraum zu absolvieren.
Das von Swiss Olympic als leistungssportfreundlicher Lehrbetrieb ausgezeichnete Universitätsspital Zürich hat zuvor noch keine Erfahrungen mit der Anstellung von Sporttalenten als Auszubildende gemacht. Nichtsdestotrotz findet die Bildungsverantwortliche des USZ, Barbara Studer, nur lobende Worte für die Herangehensweise ihrer ehrgeizigen Lernenden:
Die Kajak-Fahrerin, die als sportliche Ziele die Qualifikationen für Europa- und Weltmeisterschaften und den Sprung ins Elite-Kader verfolgt, gibt zu, dass es nicht immer ganz einfach ist die verschiedenen Eckpfeiler in ihrem Leben unter einem Hut zu bringen: «Besonders wenn wir am Sonntag Wettkampf hatten und dann am Montagmorgen schon wieder der Gang ins Spital ansteht, ist es manchmal hart.» Die junge Frau vom Kanu-Club Zürcher Oberland weiss das Entgegenkommen ihres Arbeitgebers aber durchaus zu schätzen: «Es ist ein Glücksfall für mich, diese Lehrstelle bekommen zu haben. Im medizinischen Bereich gibt es nur wenige Möglichkeiten eine Berufslehre mit Spitzensport zu kombinieren.»
Auch die Koordination mit der Berufsschule klappt in der Regel gut. Ihrem Nachnamen entsprechend hat Johanna auch hier einen Pfeil im Köcher: «Eine meiner Trainerinnen ist hauptamtliche Lehrerin und konnte auch schon Prüfungen im Trainingslager abnehmen, die ich nicht hätte verschieben können.»