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20.
Februar
2022
Zahlreiche Glücksmomente aber auch schwierige Situationen
Zum Abschluss der Olympischen Winterspiele in Peking zieht Ralph Stöckli eine grundsätzlich positive Bilanz. Die 14 Medaillengewinne sorgten für die Höhepunkte aus Sicht des Swiss Olympic Teams. Auch mit der Organisation vor Ort zeigt sich der Chef de Mission von Swiss Olympic zufrieden. Die Schweizer Delegation hatte in China aber auch einige Herausforderungen zu bewältigen.
Mit dem Langlauf-Rennen der Frauen über 30km mit Lydia Hiernickel sind die Wettkämpfe an den Olympischen Spielen 2022 in Peking heute aus Schweizer Sicht zu Ende gegangen. Eine kleine Vertretung des Swiss Olympic Teams nimmt am Abend noch an der Schlussfeier im Olympiastadion teil. Die Fahne tragen wird dabei Skicross-Olympiasieger Ryan Regez.
Das Swiss Olympic Team reist mit 14 Medaillen aus Peking ab. Das ist eine Medaille weniger als an den Spielen 2018 in PyeongChang und entspricht der gleichen Anzahl wie an Olympischen Spielen 2006 in Turin (Link zu Statistiken). Beeindruckend ist das Abschneiden des alpinen Skiteams, das 9 Medaillen gewann. Mit Lara Gut-Behrami (Super-G), Michelle Gisin (Kombination), Corinne Suter (Abfahrt), Beat Feuz (Abfahrt) und Marco Odermatt (Riesenslalom) stellen die Alpinen fünf Goldmedaillengewinnerinnen und Goldmedaillengewinner. Gut-Behrami und Gisin gewannen je noch eine Bronze-Medaille im Riesenslalom, beziehungsweise im Super-G. Wendy Holdener, die Schweizer Fahnenträgerin an der Eröffnungsfeier, gewann Silber in der Kombination und Bronze im Slalom.
Ebenfalls auf den Punkt bereit war Mathilde Gremaud, die für ihre mutigen Auftritten mit Gold im Ski Freestyle Slopestyle und Bronze im Big-Air-Wettbewerb belohnt wurde. Und auch Jan Scherrer hat Ralph Stöckli imponiert. Der Snowboarder wagte im Olympiafinal in der Halfpipe einen Sprung, den er zuvor erst vier Mal gestanden hatte und gewann Bronze. Ryan Regez und Alex Fiva sorgten dann im Skicross für einen historischen Doppelsieg.
«Diese überragenden Ergebnisse zeigen, welche gute Arbeit der Verband Swiss-Ski leistet. Und es freut mich, konnten wir seitens Swiss Olympic für jene Rahmenbedingungen sorgen, unter denen die Athletinnen und Athleten am entscheidenden Tag ihre Bestleistung abrufen konnten», sagt Ralph Stöckli, der Chef de Mission der Schweizer Delegation.
Die Schweiz und die vierten Plätze
Das Ziel von 15 Medaillen, das Stöckli im Vorfeld der Spiele ausgegeben hatte, hat das Swiss Olympic Team knapp verpasst. Der Chef de Mission will das aber, auch mit Blick auf die Rekordzahl von 34 Diplomen, nicht überbewerten: «Acht Mal belegten wir den vierten Platz. Mit ein bisschen mehr Wettkampfglück, hätte die eine oder der andere auf dem Podest gestanden, und wir hätten unsere Vorgabe sogar übertroffen.» Stöckli erinnert auch an die nachträgliche Rückversetzung von Skicrosserin Fanny Smith von Rang 3 auf den vierten Platz. Einen Entscheid, den er persönlich nicht nachvollziehen konnte. «Umso mehr freut es mich für die Skicross-Equipe, konnten die Männer einen Tag später Gold und Silber durch Ryan Regez und Alex Fiva feiern!»
Die vierten Plätze und der Fall Smith zeigen, wie eng es an den Olympischen Spielen an der Spitze zu und hergeht und wie viel es braucht, um eine Medaille zu gewinnen. Im Hinblick auf die Zukunft sieht der Chef de Mission aber durchaus Nachholbedarf. «In den nordischen Disziplinen können wir hoffentlich wieder zulegen. Und auch die Curlerinnen und Curler sowie das Eishockeyteam der Männer blieben in Peking unter den Erwartungen. Seitens Swiss Olympic wollen wir im Bereich der Sportförderung unseren Beitrag dazu leisten, dass es hier in vier Jahren zu einer Leistungssteigerung kommt.»
Stöckli ist in diesem Zusammenhang froh, kann der Schweizer Spitzensport auf die Unterstützung des Bundesamts für Sport BASPO, der Armee und der Sporthilfe zählen. Von den 168 ursprünglich für Peking 2022 selektionierten Athletinnen und Athleten sind 86 als Sportsoldatinnen und Sportsoldaten engagiert. 137 von ihnen werden oder wurden von der Sporthilfe unterstützt.
Auch in Zukunft auf das Wesentliche besinnen
Mit dem Abschluss der Olympischen Winterspiele in Peking endet die Trilogie von drei Olympischen Spielen in Asien in Folge (PyeongChang 2018, Tokyo 2020, Peking 2022). Alles in allem fanden mit den Sommerspielen in Rio 2016 zuletzt sogar vier Olympische Spiele geografisch weit entfernt von der Schweiz statt. Ralph Stöckli geht davon aus, dass die Sommerspiele 2024 in Paris und die Winterspiele 2026 in Mailand/Cortina d’Ampezzo für Swiss Olympic aus organisatorischer und logistischer Sicht sowie sprachlich und kulturell etwas weniger komplex sind. «Dafür werden wir vor anderen Herausforderungen stehen», sagt der Chef de Mission. «So nahe an der Heimat kann es für die Athletinnen und Athleten unter Umständen schwierig sein, sich vom Rummel und den Bedürfnissen des Umfelds abzugrenzen, die ein Auftritt an den Olympischen Spielen mit sich bringt.»
So bedauerlich die Austragung praktisch ohne Zuschauer und die Abschottung der Olympiateams in Peking aufgrund des Coronavirus gewesen sei: Für die Sportlerinnen und Sportler habe dies – wie schon an den Spielen in Tokio – auch Vorteile gehabt: «Sie konnten sich auf Training und Wettkampf konzentrieren. Viele von ihnen haben mir gesagt, dass sich das positiv auf ihre Leistung ausgewirkt hat.» Wie wichtig der Fokus auf das Wesentliche für die Athletinnen und Athleten ist, diese Erkenntnis will Ralph Stöckli auch gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee einbringen. «Ich hoffe, das IOC hat ebenfalls gemerkt, dass eine gewisse Besinnung auf das Wesentliche im Sinn jener ist, um die es schlussendlich geht; die Athletinnen und Athleten. Und sicherlich sind auch wir von Swiss Olympic diesbezüglich gefordert.»
Schwierige Momente für die Corona-Betroffenen
Zum Abschluss der Olympischen Spiele in Peking lobt Ralph Stöckli das Organisationskomitee. «Die Wettkampfstätten waren nahezu perfekt und erlaubten hochklassige Wettbewerbe. Gleichzeitig wurden die strengen Coronavorgaben so umgesetzt, dass sie die Sportlerinnen und Sportler in ihrem Alltag im olympischen Dorf, im Training und im Wettkampf kaum einschränkten. Von den Verantwortlichen und von den Helferinnen und Helfern wurden wir hervorragend unterstützt.»
Über die sechs Coronafälle in der Schweizer Delegation, die für die Betroffenen teilweise eine mehrtägige Isolation zur Folge hatten, sagt Stöckli: «Von der Anzahl her sind wir bei einer Delegationsgrösse von insgesamt 368 Personen sicher mit einem blauen Auge davongekommen. Doch vor allem jene Betroffenen, die lange isoliert waren, erlebten auch schwierige Momente.» Entsprechend gelohnt habe es sich, die sportpsychologische Betreuung für Peking 2022 auszubauen.
Die letzten Schweizer Athletinnen und Athleten reisen am Montag aus China ab. Eine kleine Gruppe von Swiss-Olympic-Mitarbeitenden ist noch bis Mitte Woche mit Aufräumarbeiten in den drei Olympischen Dörfern beschäftigt. «Erst, wenn auch sie alle wohlbehalten zuhause angekommen sind, kann ich wirklich von einer erfolgreichen Mission sprechen», sagt Ralph Stöckli. Im Hinblick auf die Paralympics 2022, die vom 4. – 13. März stattfinden, sind unterdessen auch bereits die ersten Vertreterinnen und Vertreter von Swiss Paralympic in Peking eingetroffen. Swiss Olympic wünscht der Delegation viel Erfolg und ebenfalls viele schöne Momente in China.
Erfolgreiche digitale Kommunikation: Schweizer Olympia-Fans fieberten online mit
Während den Olympischen Spielen Peking liess Swiss Olympic die Schweizer Olympiafans mit innovativen Formaten online mit den Athletinnen und Athleten mitfiebern. Dank eines Resultate- und Einsatztools war die Community immer informiert, wer wann im Einsatz stand und wie der Wettkampf ausging. Dank dem Delegationsmaskottchen Barry, das die Athletinnen und Athleten tageweise begleitete, erhielten die User spannende Einblicke in das Leben und die Bedingungen vor Ort. Die Medien- und Kommunikationsarbeit erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den fünf teilnehmenden Sportverbänden. Mit emotionalen Geschichten rund um das Swiss Olympic Team erzielte die Kommunikation rund um die Olympischen Spiele in Peking Spitzenwerte hinsichtlich Reichweite und Interaktion mit der Schweizer Sport-Community.
Der persönliche Video-Rückblick mit Ralph Stöckli