04.
November
2024

Ethik im Sport: Ein Chatbot bringt Licht in den Graubereich

Swiss Olympic verlagert seinen Fokus im Projekt «Ethik im Schweizer Sport» auf die Prävention: Eine bekannte Kampagne mit neuem Anstrich und der ausgebaute Ethik-Kompass unterstützen die Menschen im Schweizer Sport in unsicheren Situationen – auch dank künstlicher Intelligenz.

«Are you OK?» fragt die Kampagne von Swiss Olympic erneut. Und zielt nun auf Situationen im Alltag von Sportlerinnen und Sportler, in denen die Antwort nicht so eindeutig ist. Ethisches Handeln ist immer eine Frage über das richtige Mass in Bezug auf Macht, Ideale, Nähe und Druck. Dabei entstehen Graubereiche. Das 2022 von Swiss Olympic und dem Bundesamt für Sport BASPO lancierte Projekt «Ethik im Schweizer Sport» hat dazu neue Massstäbe definiert. Es braucht Zeit, diese im System und in den Köpfen der Menschen zu verankern und ein neues gemeinsames Verständnis zu schaffen. In dieser Übergangsphase befindet sich der Schweizer Sport derzeit, und solche Phasen bringen Unsicherheiten. Was ist nun okay, und was nicht?  

Die aktuelle Welle der 2021 lancierten Präventionskampagne «Are you OK?» bringt in einem positiven Grundton zum Ausdruck, welches Verhalten im Schweizer Sport gewünscht ist. Vier neue Sujets stehen dabei für Situationen im Graubereich, welche durch ethisch korrekte Handlungen «grün» werden. Dies in Anlehnung an den Swiss Olympic Ethik-Kompass, der von Swiss Olympic als Orientierungs-Tool für die Akteure im Schweizer Sport entwickelt wurde – und nun auch ein Upgrade erfahren hat.  

Der digitale Kompass steuert anhand konkreter Beispielsituationen durch die Farben grün (OK), grau (irritierend), orange (Vermutung Ethikverstoss) und rot (Verdacht Straftat) und zeigt auf, wie eine Situation einzuordnen ist und welche Handlungsmöglichkeiten bestehen. Neu ist im Swiss Olympic Ethik-Kompass ein Chatbot integriert. Damit können alle Menschen im Sport Situationen schildern, das neue KI-Tool unterstützt sie danach in einer Ersteinschätzung bei der Einordung der Situation – und bietet mit Hilfestellungen und Kontakten zu Anlaufstellen. Darüber hinaus wurde der Ethik-Kompass mit konkreten Inputs ergänzt, die zu besserer Kommunikation und mehr Rollenklarheit im Graubereich beitragen sollen. 

Nachdem in der ersten Projektphase bei Swiss Olympic die Intervention im Zentrum der Massnahmen stand – etwa mit der Einführung der unabhängigen Meldestelle Swiss Sport Integrity (SSI) – entspricht der aktuelle Fokus Prävention vermehrt der langfristigen Aufgabe des Dachverbands des Schweizer Sports. Dies auch in Abgrenzung zur Stiftung SSI, die sich mit mutmasslichen Ethik-Verstössen und Missständen befasst. Die relativ vielen Meldungen, die bei SSI eingehen, zeugen auch von den erwähnten Unsicherheiten. Mit der Kampagne «Are you OK?», dem Ethik-Kompass und weiteren Massnahmen aus dem Projekt «Ethik im Schweizer Sport» will Swiss Olympic mehr Orientierung im Graubereich schaffen – was langfristig auch zu einem Rückgang an Meldungen bei Swiss Sport Integrity führen dürfte.