Quelle: Keystone-SDA
27.
Juni
2024

Wildcard für Wawrinka – Swiss Olympic Team wächst auf über 80 Athletinnen und Athleten

Zwölf Jahre nach London 2012 kehrt Stan Wawrinka in Paris auf die olympische Bühne zurück. Er wurde heute zusammen mit 23 anderen Athletinnen und Athleten in den Sportarten Tennis, Rad, Beachvolleyball, Kunstturnen, Golf und Pferdesport selektioniert.

2008 gewann Stan Wawrinka zusammen mit Roger Federer in Peking die olympische Goldmedaille im Tennis-Doppel. 2012 führte er die Schweizer Delegation als Fahnenträger in London an. Nun, zwölf Jahre später, kommt Wawrinka, mittlerweile 39, zu seinen dritten Spielen, nachdem er Rio und Tokio verletzungsbedingt auslassen musste. Zwar verpasste der Lausanner als aktuelle Weltnummer 98 die direkte Qualifikation, ihm wurde aber eine von zwei Wildcards zugesprochen, die für ehemalige Grand-Slam- und Olympiasieger reserviert sind. Swiss Olympic hat auf Antrag von Swiss Tennis Stan Wawrinka heute selektioniert – genauso wie Viktorija Golubic. Die 31-jährige Zürcherin verpasste die direkte Qualifikation für Paris 2024 via WTA-Ranking als aktuelle Nr. 69 ebenfalls knapp, konnte nun aber ins Feld der 56 Spielerinnen nachrücken, da pro Nation maximal vier Spielerinnen startberechtigt sind und weil einige besser klassierte Athletinnen abgesagt haben. Für Golubic werden es die zweiten Olympischen Spiele – 2021 in Tokio hatte sie gemeinsam mit Belinda Bencic Silber im Doppel gewonnen.  

Rad Strasse: Eine ehemalige Kanutin und viel Tempo im Zeitfahren 

Bei den olympischen Rad-Strassenrennen werden derweil vier Schweizerinnen und zwei Schweizer an den Start gehen: Swiss Olympic hat auf Antrag von Swiss Cycling Marlen Reusser, Elise Chabbey, Noemi Rüegg und Linda Zanetti bei den Frauen sowie Stefan Küng und Stefan Bissegger bei den Männern selektioniert. Reusser tritt als einzige Schweizerin nicht nur im Strassenrennen, sondern auch im Zeitfahren an – in ihrer Paradedisziplin zählt die 32-jährige Bernerin zu den Besten der Welt, 2021 hatte sie in Tokio Silber gewonnen.  

Wie Reusser ist auch Elise Chabbey (31) zweimalige Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren. Die Genferin, die bei den Spielen 2012 in London noch als Kanutin startete, überzeugte auch als Siegerin der Bergpreiswertung an der Tour de Suisse der letzten beiden Jahre. Komplettiert wird das Frauen-Team durch zwei junge Fahrerinnen, die vor ihrer olympischen Premiere stehen: Noemi Rüegg (23) wurde am letzten Samstag Schweizer Meisterin im Strassenrennen. Die Zürcher Unterländerin galt früh als grosses Talent, musste auf ihrem Weg aber auch mental viel investieren, wie sie in einem Beitrag im Blog Ungefiltert von Swiss Olympic erzählte. Die Tessinerin Linda Zanetti (22) schliesslich ist immer noch in der U23-Kategorie startberechtigt, bestritt aber bereits 2022 ihr erstes World-Tour-Rennen. An der EM 2023 gewann sie Bronze im U23-Strassenrennen. 

Bei den Männern wird es für die beiden Thurgauer Stefan Küng und Stefan Bissegger die zweite olympische Teilnahme sein, sie treten sowohl im Zeitfahren als auch im Strassenrennen an. Küng hatte als Vierter im Zeitfahren von Tokio 2021 Bronze um vier Zehntel verpasst. Der Erfolgsausweis des 30-Jährigen liest sich dennoch imposant, unter anderem mit WM-Silber 2022 im Zeitfahren. Der 25-jährige Stefan Bissegger, der 2021 in Tokio mit dem Bahnvierer Rang 8 geholt hatte, gewann an der EM 2022 Gold im Zeitfahren. 

Beachvolleyball: Schweizer Weltklasse unter dem Eiffelturm 

Im Beachvolleyball-Wettbewerb, der am Fusse des Eiffelturms ausgetragen wird, treten zwei Schweizer Frauen-Teams an. Auf Antrag von Swiss Volley selektioniert wurden Nina Brunner/Tanja Hüberli sowie Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré. Brunner (28) und Hüberli (31) etablierten sich in den letzten beiden Jahren als stärkstes Schweizer Duo, gewannen unter anderem zweimal EM-Gold und standen auf der Beach Pro Tour sechsmal auf dem Podest. Es werden ihre zweiten olympischen Spiele, nachdem sie 2021 in Tokio im Achtelfinal gescheitert waren. Für Esmée Böbner (24) und Zoé Vergé-Dépré (26), die im letzten Jahr den Sprung an die Weltspitze geschafft haben, wird Paris 2024 die olympische Premiere. 

Kunstturnen: Olympia-Premiere für die ganze Equipe 

Zum dritten Mal in Folge wird ein Schweizer Männerteam im Kunstturnen an Olympischen Spielen teilnehmen – diesmal mit Noe Seifert, Florian Langenegger, Taha Serhani, Luca Giubellini und Matteo Giubellini, allesamt Olympia-Debütanten und mit Ausnahme von Serhani (Winterthur) aus dem Aargau. Das Schweizer Team hatte an der WM 2023 in Antwerpen mit dem überragenden Rang 5 die Qualifikation für den Teamwettkampf von Paris 2024 geschafft. Matteo Giubellini und Noe Seifert sind zudem für das Turnen im Mehrkampf vorgesehen. 

Bei den Frauen hatte sich Lena Bickel als Einzelturnerin an der WM in Antwerpen einen Quotenplatz gesichert – mit der heutigen Selektion hat die 19-jährige Tessinerin ihre Teilnahme in Paris nun auf sicher. 

Golf: Mit viel Schwung nach Paris 

Im olympischen Golfturnier werden zwei Athletinnen für das Swiss Olympic Team antreten. Auf Antrag von Swiss Golf wurden Albane Valenzuela und Morgane Métraux selektioniert, beide haben Jahrgang 1997. Während die Genferin Valenzuela schon zum dritten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt, kommt es für die Lausannerin Métraux in Paris zur Premiere. Beide hatten einen direkten namentlichen Quotenplatz erreicht und können auf eine sehr erfolgreiche erste Saisonhälfte blicken – Albane Valenzuela liegt auf Rang 29 des Olympic Golf Ranking, Morgane Métraux auf Rang 37. 

Pferdesport: Grosse olympische Erfahrung 

Im Pferdesport schliesslich sind nach den Selektionen von letzter Woche im Concours Complet und in der Dressur heute vier Schweizer für das Springen selektioniert worden. Martin Fuchs mit Leone JEI, Steve Guerdat mit Dynamix de Belheme und Pius Schwizer mit Vancouver de Lanlore. Damit kann die Schweiz im Springreiten auf sehr viel olympische Erfahrung und internationale Klasse zählen – alle drei standen schon an der Spitze der Weltrangliste. Als Reserve reist mit dem 24-jährigen Edouard Schmitz (mit Gamin van ´t Naastveldhof) zudem ein Reiter mit, der für sein Alter schon eine beachtliche Erfolgsbilanz ausweist.  

Total gehören nach den heutigen Selektionen 82 Athletinnen und Athleten dem Swiss Olympic Team Paris 2024 an. Bis am 8. Juli sind weitere Selektionen in verschiedenen Sportarten vorgesehen. Swiss Olympic erwartet aktuell eine Schweizer Delegationsgrösse von etwa 120 Athletinnen und Athleten.